Du er her:
Mottaker: EMILIE BARDACH
Datering:15. oktober 1889
Sted: MÜNCHEN
Avansert visning Innstillinger for teksten Nedlastinger
Sammenligne
forskjellige utgaver
av teksten
Gå til avansert visning
Vis utgaveopplysninger
Vis tekstgrunnlag/manuskriptbeskrivelse
Vis oversettelse
Vis informasjon om brevet
xml, pdf, epub, kindle
Om verket
Les mer om brevene
Ihren lieben Brief habe ich, tausendmal dankend, erhalten – und gelesen und wieder gelesen.
Hier sitze ich wie gewöhnlich am Schreibtisch. Jetzt möchte ich gern arbeiten. Kann es aber nicht.
Meine Fantasie ist zwar in reger Thätigkeit. Aber immer schweift sie anderswo hin. Dort hin, wo sie in der Arbeitstunde eigentlich nicht sollte. Meine Sommererinnerungen kann ich nicht zurückdrängen. Will es auch nicht. Das Erlebte erlebe ich wieder und wieder – und immer wieder. Das Alles zu einer Dichtung umzudichten ist mir vorläufig unmöglich.
Vorläufig?
Wird es mir einmal in der Zukunft gelingen? Und wünsche
 
 
ich eigentlich, dass es mir jemals gelingen sollte – und konnte?
Vorläufig jedenfalls nicht – glaube ich.
Das fühle ich, – das weiss ich.
Und doch muss es so kommen. Es muss entschieden.
Aber wird es dennoch so kommen? Wird es so kommen können? –
Ach, liebes Fräulein, – verzeihen Sie –; Sie schreiben so reizend in Ihrem letzten – nein, nein, Gott behüte – in Ihrem vorigen Brief schreiben Sie so reizend: «– aber «Fräulein» bin ich nicht für Sie». Also, – liebes Kind, – denn das sind Sie doch jedenfalls für mich, – sagen Sie mal, – erinneren Sie, dass wir einmal über «Dummheiten» und «Tollheiten» sprachen? Oder richtiger gesagt, – ich sprach allerlei darüber. Dann übernahmen Sie, liebes Kind, die Lehrerrolle und bemerkten in Ihrer leisen,
 
 
melodischen, weit dahinschauenden Weise, dass es doch immer ein Unterschied zwischen Dummheit und Tollheit sei. Nun freilich, – davon hatte ich schon im voraus eine Ahnung. Aber diese Episode – wie alles Uebriges, ist doch in meiner Erinnerung geblieben. Denn ich muss immer und immer darüber grübelen: war es eine Dummheit oder war es eine Tollheit, dass wir einander entgegen gekommen sind? Oder war es sowohl eine Dummheit wie eine Tollheit? Oder war es keines von Beiden?
Ich glaube, das Letzte wird doch das einzig Stichhaltige sein.
Es war einfach eine Naturnothwendigkeit.
Und es war ein Fatum zugleich.
Grübelen Sie nun darüber,
 
 
wenn es nothwendig sei.
Das glaube ich aber nicht. Ich nehme an, dass Sie es von vornherein verstehen werden.
Und mir beistimmen. – –
Tausendmal: Gute Nacht!
Ihr stets ergebener
H. I.

Forklaringer

Vis kommentarer i teksten
Tegnforklaring inn her